WOHLFÜHLENTSCHEIDUNGEN

„Schon wieder einen Schwangerschaftstest?“ grinse ich, als meine beste Freundin ihre Drogeriemarkt-Einkäufe auf den Küchentisch plumpsen lässt. „Na ja, nur so zur Sicherheit. Also eigentlich sollte ja eh alles passen. Aber da gab es schon diesen einen kurzen Moment, wo ich im Eifer des Gefechts nicht genau wusste, ob das Kondom noch da ist. Und überhaupt, wer kann einem eigentlich so richtig hundertprozentig sicher garantieren, dass da nicht doch mal irgendwas daneben rutscht?“

Klar, keiner – außer die richtige Verhütungsmethode, beziehungsweise natürlich ihr Pearl-Index. Aber die ist eine so persönliche Entscheidung, dass ich da noch nicht mal meiner allerbesten Freundin reinquatschen möchte – ganz im Gegensatz zu den Männern, mit denen sie sie benutzt, versteht sich!

Ein vollkommen undiplomatisches „na ja, also für mich wär das nix!“ wäre zwar vielleicht auch bei ihrem Spleen, alle paar Wochen paranoid auf ein Stäbchen zu pinkeln um auch wirklich ganz, ganz sicherzugehen, okay, aber hey: wo genau die Verhütungsliebe hinfällt, muss wirklich kein Außenstehender nachvollziehen. Da spielen nämlich, genau wie bei der Partnerwahl, wirklich eine Unmenge verschiedener Faktoren mit rein:

Möchte ich natürlich oder hormonell verhüten? Meine wunderschöne Freundin Nat, die als Plus Size Model arbeitet, jammerte monatelang über ihre Hautprobleme – bis ich auf die Idee kam, dass auch ihre Verhütungsmethode schuld sein könnte. Eine, die sie seit Jahren verwendete, wohl gemerkt. Denn nur, weil etwas einmal für den eigenen Körper passt, heißt es nicht, dass es auch für immer passt.

Und das gilt nicht nur für physische Veränderungen, sondern auch für die eigene Lebenssituation: Bin ich Single, frisch verliebt, in einer Langzeitbeziehung, oder klopft bei mir doch demnächst der Kinderwunsch an die Tür?

Alt tag

Im Übrigen eine Frage, die mir mein erster Frauenarzt, der mich immerhin auch schon eigenhändig zur Welt gebracht hatte, vor jeder Untersuchung stellte: na, wie steht´s denn mit dem Kinderwunsch? Für eine nervöse 17jährige zumindest ein guter Einstiegsscherz, bevor ich ihn mit verkrampftem Grinsen um das nächste Pillenrezept bat.

Doch so fürchterlich doof und unpassend ich die Frage als Teenager auch fand, im Grunde ist sie gar nicht so sinnlos. Ich finde es nämlich auch heute noch ausgesprochen wichtig, sich selbst und den eigenen Körper, die eigene Lebenssituation immer mal wieder in Ruhe anzuschauen. Vielleicht auch mit der Frauenärztin darüber zu sprechen, was sich - sowohl in einem selbst, als auch in Puncto Verhütungsmöglichkeiten in der Zwischenzeit so getan hat.

Und sich zu fragen: passt das noch alles so für mich? Kann ich mich beim Sex wirklich fallen lassen oder gibt es Panikmomente? Bin ich zu schusselig für eine Verhütungsmethode, an die ich ständig denken muss? Welche Hormondosis ist gut für mich? Wie ist meine Haut, wie geht’s meiner Libido, wie meiner Beziehung, und wie – ganz wichtig – geht’s eigentlich meiner wunderbaren Vulva?

Sich selbst diese Fragen immer wieder zu stellen und sich und den eigenen Körper so ganz genau kennenzulernen, ist weit mehr als nur eine Wohlfühlentscheidung: Meine Verhütung, meine Regeln, meine Regel, mein Leben – das ist ganz persönliche Freiheit. Und die lasse ich auch meiner besten Freundin, die jetzt mit ihrem Test im Bad verschwindet.

Theresa von LVSTPRINZIP

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