GIB DEM KIND EINEN NAMEN: WIE DIE RICHTIGE SPRACHE UNSER SEXLEBEN VERBESSERT
Jun 26, 2018
#liebe #liebesleben #sex


„Schatzimausibussibärli, überleg doch mal wie schön das wär, wenn du jetzt deinen Lulu in meine Mumu...“
Ok, wird hier gerade irgendjemandem heiß? Gut, mir nämlich auch nicht.
Alles klar, neuer Versuch: „Dein Glied in meiner Scheide zum Beischlaf? Eine ganz hervorragende Idee, Liebling!“
Hmm, irgendwie immer noch nicht so, oder?
„Mein wolllüstiger Prinz! So vereinige doch dein Liebesschwert mit meiner Grotte der Lüste!“
Spätestens jetzt stehen wahrscheinlich auch dem strammsten Liebesritter allerhöchstens noch die Nackenhaare zu Berge.
Und was lernen wir daraus? Mit welcher Sprache wir unsere Sexualität benennen und kommunizieren, ist einfach extrem kontextabhängig!
Denn egal, ob wir mit einem neugierigen Sechsjährigen sprechen, unserem Arzt oder dem oder der Herzallerliebsten, oder ob wir einen Groschenroman mit halbnacktem Muskelprotz am Cover schreiben wollen: wir brauchen für jede dieser Situationen ein anderes Vokabular.
Doch Sprache kann noch viel mehr! Denn es klingt vielleicht komisch, ist aber so: die meisten Frauen können nicht mal zwischen ihrer Vagina und ihrer Vulva unterscheiden. Schaut hier gerade irgendjemand betreten schweigend nach unten? Okay, noch mal zum Mitschreiben und für-immer merken: die Vulva ist das, was man von außen sieht. Die äußeren und die inneren Schamlippen, die Klitoris und der Venushügel. Die Vagina ist das da innen. Ein schlauchförmiges Gebilde, das von der Vulva zu Muttermund und Gebärmutter führt. Klingt sexy, ist es auch!
Fällt eigentlich gerade irgendjemandem auf, dass in dieser Beschreibung kein einziges Mal die medizinisch und umgangssprachlich korrekte Bezeichnung „Scham“ mit vorkam? Das war Absicht.
Als Autorin und stolze Vulvainhaberin kann ich mich nämlich wirklich ganz wunderbar an solchen Kleinigkeiten aufhängen. Ich weiß nicht mehr, mit wie vielen Zeitschriftenredakteurinnen ich schon gestritten habe, bis meine verschlimmbesserten Texte wieder zurück korrigiert und gedruckt wurden.
Klingt vielleicht erst mal sehr kleinlich, aber denkt doch mal drüber nach: warum zur Hölle heißt es eigentlich Schambereich – und Gemächt? Warum hat das eine die Macht, und das andere ist etwas, wofür man sich besser mal schämen gehen sollte? Warum sagen wir zu Männern „jetzt sei halt nicht so ´ne Pussy“ und empfehlen ihnen, mal ihre Eier in der Hose wiederzufinden, obwohl wir doch eigentlich ihr Rückgrat meinen?
Und wer hat eigentlich beschlossen, dass man nicht zwischen äußeren und inneren, sondern großen und kleinen Schamlippen unterscheidet – was übrigens rein anatomisch auf rund ein Drittel aller Frauen ohnehin nicht zutrifft?
Auch mit dieser so genannten Penetration hab ich ja so meine Probleme. Ein penetranter Mensch, ein penetranter Geruch...damit assoziiert doch niemand was wirklich Positives. Aber bei unserem Allerintimsten sollen wir das auf einmal gut finden? Wie wär´s stattdessen mit: Vereinigung? Hach danke, klingt doch gleich wirklich viel freundlicher und auch nicht so bescheuert passiv.
Das gilt nicht nur für mich als Autorin: Sprache schafft Realität. Nur das, was wir für uns richtig benennen können, können wir auch – ganz sprichwörtlich – richtig begreifen. Und wer die richtigen Worte für seine Sexualität gefunden hat, kann sie auch gleich viel entspannter ausleben – und dann klappt´s auch mit dem Schatzimausibussibärli!
Theresa von LVSTPRINZIP