TWENTYSOMETHING – SELBSTDISZIPLIN ODER WARUM HUMOR DES RÄTSELS LÖSUNG IST
Jun 22, 2018
#frauenpowe #liebe #liebesleben
Ich hechte ins Büro – die Nacht war viel zu kurz, der neue Krimi zu spannend, um ihn aus der Hand zu legen. Was habe ich mir nur wieder dabei gedacht? Dass ich mit etwas weniger Schlaf auskomme, weil ich Mitte 20 bin?!
Meine Augen hängen auf Halbmast. Gut, dass ich sie mit einer großen Sonnenbrille vor der strahlenden Sonne schützen muss, denn zum Schminken war leider keine Zeit mehr. Im Büro angekommen rennt mir auch schon die ehrgeizige neue Praktikantin hinterher. Anrufe über Rückrufe über Telefonkonferenzen. Ein strukturiertes Chaos – alles wie immer! Heute Nachmittag steht noch ein wichtiges Meeting an, danach muss ich noch schnell etwas für die Firmenfeier morgen besorgen. Mein Freund und ich haben uns auch schon gefühlt seit zwei Wochen nicht gesehen – und wir wohnen zusammen!
„So ist das halt als Karrierefrau“ würde mein Vater sagen. Aber bin ich eine solche Karrierefrau? Will ich das überhaupt? Kann ich nicht auch Vieles sein? Karrierefrau, die Partnerin zum Pferde stehlen, ein herzlicher Familienmensch, gemütliche „Couch-Potato“, die begehrenswerte Frau und die „Teilzeit-Sportskanone“ (jedenfalls zwei Abende die Woche)? Muss ich mich wirklich entscheiden? Vielleicht nicht unbedingt, aber was meinen Termin-Kalender angeht, ist Prioritäten setzen wohl unerlässlich. Und wie soll der Spagat wohl erst glücken, wenn ich mal Mutter werde? „Die Uhr tickt“ höre ich die mahnende Stimme meiner Omi und sehe sie dabei übertrieben auf ihr Handgelenk tippen. Ja Omi, auch ich möchte mal ein Baby haben – IRGENDWANN! Erstmal habe ich genug damit zu tun mein eigenes Chaos stets aufs Neue in Schach zu halten.

Mein Kopf hat sich an ein permanentes, leichtes Dröhnen gewöhnt. Ich verspanne meinen Kiefer bei Stress und nachts knirsche ich mit den Zähnen. Dafür habe ich jetzt eine neue sexy Beißschiene – die soll zwar das Dröhnen mindern, steigert aber auch nicht unbedingt die stressbedingt eh schon angeschlagene Lust im Bett. Aber was will man machen? Die Welt draußen ausschalten, soziale Kontakte verkommen lassen, sich ins Bett pfeffern und Serien in Dauerschleife schauen? Geht nicht. Und wirklich zufrieden damit wäre wohl keiner auf Dauer.
Das Meeting verzögert sich in die frühen Abendstunden, um 21 Uhr schleppe ich mich die letzten Treppenstufen zu meiner Wohnung hoch. Mein Freund öffnet mir die Tür, er hat schon seine Jogginghose an, die bei ihm irgendwie gar nicht so schlecht aussieht. Liebend gerne würde ich mich jetzt auch in meine Schlafhose kuscheln, den Oversize-Pulli drüber ziehen und mir die Wärmflasche in den Rücken legen. Aber wo würde da die begehrenswerte Frau bleiben? Wir sehen uns ja eh schon kaum; da möchte ich mich in der Zeit, die uns zu zweit bleibt, schließlich schon etwas bemühen. Auch wenn ich laut meines Freundes auch in einem Müllsack toll aussehe – ja nee, ist klar! Ich wähle mein hübsches Negligee und kuschle mich auf dem Sofa an meinen Freund, der ist schließlich auch eine gute Wärmequelle. „Schatz, dieses Schlafkleidchen ist echt hübsch!“
Jaja, die Männer… Aber das Kompliment freut mich! Ich grinse ihn mit meiner dicken Beißschiene an und schlage verführerisch die Augen auf. Wir kriegen uns vor Lachen nicht mehr ein und küssen uns. (Was sich mit Beißschiene übrigens etwas schwierig gestaltet)
Humor, das ist wohl besonders attraktiv und liebenswert…